31. Juli - 20. August 2004 - Urumqi-Mazar/China

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Dass wir die Sprache unserer Umgebung nicht oder bestenfalls nur Bruchstuecke davon verstehen, hat auf unserer Reise schon in Griechenland begonnen. Wir haben bis zum 1. August, dem schweizerischen Nationalfeiertag, an die 20'000 km hinter uns gebracht und es geschafft, China zu "finden". Das muessen wir immer mal wieder unserem chinesischen Guide klarmachen, wenn er wieder versucht, uns fuer dumm zu verkaufen. Inzwischen fuehlen wir uns schon ganz "zuhause" hierzulande und haben uns an die offensichtlichstenen Sitten gewoehnt. Laecheln tun die Leute viel - und wir begegnen fast ausschliesslich freundlichen Leuten. Wer immer einige Brocken englisch kann, ruft "Hallo!, What's your name?, How are you?", ohne dass ausdruecklich Antwort darauf erwartet wird - aber ein Erwiderung unsererseits laesst sie strahlen. Oft schickt man stolz die Kinder zu uns, die hier bereits in den ersten Klassen englisch pauken, um uns in der Fremdsprache zu begruessen, wobei dann allerdings nur die Mutigen vor uns Fremden etwas herausbringen. Laecheln ist hier aber auch ein Zeichen von Verlegenheit und Scham und niemand gibt zu, dass er eine Auskunft nicht weiss. So gilt es denn jede Antwort und wegweisendes Handzeichen zu verifizieren. Die Landkarte an unserem Camper, auf der wir die absolvierte Strecke eingezeichnet haben, wird viel diskutiert und das in China erreichte Ziel begeistert sie. Gelernt haben wir auch, dass Uhren in oeffentlichen Gebaeude wie Museen, Hotels (und somit die Internet-Oeffnungszeiten), Postbueros sowie Fahrplaene in der Voraus-Zeit vom Tausende von Kilometern entfernten Beijing funktionieren und nicht in der um 2 Stunden frueheren Lokalzeit.
Wir wissen, dass - wenn kratzende und hustende Geraeusche aus dem Hals eines Chinesen dringen - man auf einen "Gruss von Clavadell" gefasst und zum Ausweichen bereit sein muss, und dies nicht nur auf freier Bahn sondern beileibe auch in geschlossenen Raeumen. An die neben den Restaurantstischen stehenden, hoechstens einmal im Tag geleerten Abfalltoepfe wie Spucknaepfe, die mehr oder weniger klebrigen Plastik-Tischtuecher und das Ausspuelen der Teeschalen als Praeventiv-Reinigung vor dem ersten Trinken auswaerts haben wir uns gewoehnt. Unsere Maegen haben genuegend Abwehrstoffe auch fuer Mahlzeiten in den naechtlichen Kleinrestaurants und Garkuechen entwickelt. Wir essen inzwischen ganz passabel mit Staebchen, stets unter den wachsamen Augen unserer Umgebung, und werden in absehbarer Zeit auch bei Reis, der zum Glueck hier eher klebrig ist, satt. Nicht vergessen darf man aber, dass fuer den Kurztouristen, den ungewohnten Flugreisenden, hier exzellente Hotels der Luxusklasse existieren, diese aber von uns bei unserer Reiseart nur als Standplatz zum Campieren beruecksichtigt und hoechstens einmal wieder zur "Erholung" auf einen Drink oder eine Mahlzeit aufgesucht werden.
Wir verlassen Urumqi am Freitag, 30. Juli in oestlicher Richtung. Die ersten 80 km bis Fukang legen wir auf dem doppelt gefuehrten Highway zurueck. Die Zahlstellen folgen in kurzen Abstaenden und sind mit viel Personal dotiert, das beim ersten Halt noch an der obligatorischen Fruehgymnastik ist. Wir lassen den Tian Chi (Himmels-See) rechts von uns liegen. Er soll auf 1980 m angeblich wie ein Stueck Kanada oder Schweiz sein, eingebettet in bewaldete Auslaeufer des Tian Shan. Die am Ufer im Sommer sich niederlassenden Kasaken mit ihren Yurten sind bei den Chinesen ein beliebtes Ausflugsziel. Wir verpassen heute sowieso nichts, denn nicht nur die Landschaft auch das Wetter ist schweizerisch: bedeckter Himmel, die Berge mit Wolken verhangen - trotzdem haben wir aber noch 30o C. Wir bewegen uns auf dem besiedelten Randstreifen suedlich der Junggar Pendi Wueste entlang via Jimshar nach Mori, einem kleinen Provinzstaedtchen, durch eine komplett flache Gegend. Nach anfaenglichen oeden Gebieten kommen wir in die Kornkammer der Region, riesige Maisfelder und vor allem, vielfach schon abgeerntete Kornfelder. Mal werden die Felder bestellt oder Korn geschnitten mit modernsten Maschinen, dann wieder im Gegensatz dazu in harter Handarbeit mit einfachsten Geraeten oder Tierfuhrwerken.

Wir entnehmen den Wegweisern und der brandneuen Teerstrasse, dass nunmehr die Hauptverbindung ueber die noerdlichere Route via Barkol fuehrt. Ueberall wird aber noch oder schon wieder daran gearbeitet, so à la "Meister, die Arbeit ist getan, soll ich gleich mit reparieren beginnen?". Bei den kleinen Bachbett-Ueberfuehrungen werden noch Diletationsfugen eingefuegt und ueber einige Kilometer hinweg in unregelmaessigen Abstaenden Querrillen mit 8-10 cm Absaetzen ausgestochen, die selbst uns zum Herunterschalten von sonst gut 100 km/h Geschwindigkeit zwingen. Zusaetzlich werden Loecher fuer Fundamente ausgestochen, um spezielle Markierpfeile wie Strassenlaternen anzubringen, die vermutlich im Winter den Schneepfluegen die Strassenbreite anzeigen sollen. Die Relation gemessen an den Anwesenden und den effektiv Arbeitenden an diesen Baustellen schlaegt selbst schweizerische Verhaeltnisse und betraegt in etwa 6:1!
Die Gegend ist richtig friedlich, nach Dashitou fast menschenleer. Wir rollen zwischen Huegeln hindurch und wo immer etwas Wasser ueber oder unter Grund vorhanden, sieht man gruene Talsenken. Der Grossteil der Landschaft aber ist brach und arid - fast wie eine Mondlandschaft. Die braunen Berge haben schwarze, glaenzende wie verbrannte Flaechen und erscheinen dadurch gescheckt. Die Stimmung ist umso faszinierender, je spaeter der Nachmittag und je waermer das schwindende Sonnenlicht.
In der Ebene des Barkol-Sees glauben wir als Sinnestaeuschung schon von weit her Wasser zu sehen. Aber von nahem entpuppt sich der topfebene Boden als mit Grasbuescheln bestandene trockene Staubflaeche. Vom ehemals 30km2 grossen See ist nurmehr herzlich wenig zu sehen. Wir holpern etwa 10 km vom gleichnahmigen Ort entfernt ans Ufer des Barkol-Sees. Dieser ist salzig und deshalb fisch- und pflanzenlos und diente im Gegensatz zum Aral-See schon immer der Salzgewinnung. Nun aber wird das Wasser fuer Bewaesserungszwecke und zur Wasserversorgung der suedlicheren Staedte ennet des Tian Shan abgefasst und er hat praktisch keinen nennenswerten Zufluss mehr, weshalb er in kuerzester Zeit das selbe Schicksal der Austrocknung erleiden und der salzverarbeitenden Fabrik die Arbeit ausgehen duerfte.
In Barkol wird die ganze Hauptstrasse saniert und die Gehsteige mit farbigen Platten belegt. Ein praesentabler Platz in der Ortsmitte befindet sich in der Fertigstellung und die Stadtverwaltung wird in Kuerze von einem imposanten Bau aus herrschen. In Anbetracht der 2008 in China stattfindenden Olympischen Spiele werden im ganzen Land grosse Anstrengungen im Ausbau von Strassen, Infrastruktur und touristischen Einrichtungen gemacht. Aber ansonsten ist Barkol ein Kleinstaedtchen wie wir inzwischen so viele gesehen haben, allerdings mit einem 2/3-Anteil von Han-Chinesen.

Das Hotel ist unerwartet blitzsauber mit moderner, grosszuegiger Eingangshalle. Akbar fragt um Erlaubnis zum Parken. Dem Hotelmanager vom Ba Li Kun muessen wir ausdruecklich danken, offeriert er uns als Fremde kostenlos ein Hotelzimmer, und als wir nicht akzeptieren, fuegt er hinzu, dass auch die Getraenke fuer uns noch gratis seien. Erst bei der Besichtigung unseres Fahrzeuges versteht er halbwegs, weshalb wir nicht auf ein Hotelzimmer angewiesen und im Wagen schlafen wollen.
In der Umgebung von Koumenzi befinden sich viele Ausflugs-Ziele der Einheimischen, welche vom heissen Hami her besucht werden. Hier haben wir bei Sonnenschein auf etwa 1600 m nur gut 25o C. Die Haenge des Bogda Shan sehen aus wie Schweizer Berge und sind tannenbestanden. Sogar ein kleines Skizentrum gibt es da - seltsam nur die Yurten darum herum! Der grosse Gag ist hier das Reiten. Carweise kommen die chinesischen Touristen und Einheimischen aus dem heissen Tiefland, um bei den angenehmen Temperaturen bei kleinen Restaurants, in Yurten, unter modernen Party-Zelten oder in kitschig western style erbauten spitzdachigen farbigen Holzhaeusern einzukehren, eventuell zu uebernachten und sich von den hier Pferde verleihenden Kasaken auf einen Gaul hieven zu lassen.
Nach etwa 40 km Fahrt durch eine Schlucht, sie koennte bei uns in der Schweiz sein, gelangen wir 400 km oestlich von Turpan wieder in die bekannte Senke Turpan Pendi und sehen von weitem schon unser Tagesziel, die Oasenstadt Hami. Waehrend wir an Hoehe verlieren, klettert dafuer das Thermometer hinauf. Wir haben auf dem wenig schattigen Parkplatz des Hami-Hotels um die 38o C und begruessen jedes, wenn auch noch so warme Windchen. Den Abend verbringen wir im Staedtchen und stossen per Zufall im Park hinter dem feudalen Triumphbogen auf eine naechtliche Vorfuehrung mit Taenze und Gesaenge uygurischer und vor allem auch mal chinesischer Art. Der Schlusspunkt, ein Ballet mit praechtigen Kostuemen und einem Dutzend der roten China-Fahnen mit Mondsichel und Sternen in der linken oberen Ecke, ergibt im mittlerweise stuermischen Wind eine tolle Wirkung. Der Himmel bewoelkt sich zunehmends, aber mehr als ein paarmal ein paar Tropfen fallen nicht.
Wir reisen auf guter Strasse suedoestlich durch das oestliche Randgebiet der Turpan Pendi. Nichts als endlose Trockenheit, Erosionsspuren und Kies. Vor Erreichen der Grenze von der Region Xinjiang nach Provinz Gansu erheben sich Sandsteinfelsen, und ein minimaler Pass fuehrt bis zum Passierpunkt Xingxingxia. Um 14.ooh am 1. August 2004 erreichen wir bei der Weggabelung in Hongliuyuan mit E 95 28 100 den oestlichsten Punkt unserer Reise 2004.
Vor Dunhuang beginnen dank des Wassers wieder die Felder und vielen Pappel-Alleen. In Reiseberichten ist von "eingebettet sein in Duenen" die Rede. Wir zweifeln lange an deren Richtigkeit dieser Aussage bis wir erst unmittelbar vor dem Stadtzentrum ploetzlich hinter den Gebaeuden und Strassen riesige Sandduenen erblicken. Der einzige Reisefuehrer, der sicher ueber die Bevoelkerung aeussert, spricht von nur 20'000 Einwohnern. Wir atmen aber auf, als Dunhuang (1149 m ue.M.) sich als groesser als befuerchtet, naemlich mit ueber 120'000 Einwohnern, entpuppt, wollen wir hier durch einige Ruhetage verbringen. Die 121 v. Chr. unter dem Namen Shazhou von den Chinesen gegruendete Stadt hat ab dem 7. Jht. eine wechselvolle Geschichte unter Tibetern, Uighuren, Xixia und Mongolen hinter sich und kam sie als Handelsknotenpunkt auf der Seidenstrasse zu grossem Reichtum und Bedeutung. Erst ab dem 18. Jht. konnten die Chinesen den Ort waehrend der Qing-Dynastie wieder unter ihre Kontrolle bringen.
Im Jahre 366 begann ein buddhistischer Moench namens Lezung aufgrund einer Vision den Bau der ersten Grotte zu Ehren Buddhas in den Sandsteinklippen im Tals des heute ausgetrockneten Dang-Flusses, ca. 25 km suedoestlich von Dunhuang. Bis in die Mitte des 14. Jht. folgten zahlreiche Glaeubige seinem Beispiel. Die 492 Mogao Thousand Buddhas Caves, entstanden waehrend den verschiedensten Dynastien, zaehlen zu den besterhaltensten in China, zum einen wegen des trockenen Wuestenklimas, zum zweiten weil die Eingaenge jahrhundertelang durch hohe Sandduenen zugeweht der Verwitterung und der Zerstoerung durch Menschenhand entgingen. Erst 1899 entdeckte man sie samt einer in Hoehle 17 zugemauerten Bibliothek mit ueber 40'000 Schriften ztufaellig wieder. Sir Aurel Stein erwarb 1907 fuer die britische Krone Malerei, Statuen und Dokumente von unschaetzbarem Wert. Ihm folgte der Franzose Pelliot, der die Hoehlen unter den heute noch verwendeten Nummern katalogisierte und fotografierte, spaeter Russen, Japaner und der Amerikaner Langdon Warner, die ebenfalls Statuen und Zeichnungen aus den Grotten in die Museen ihrer Heimat entfuehrten. Erst ab 1943 setzte die chinesische Regierung diesem Ausverkauf ein Ende.

Fuer 20.- Yuan zusaetzlich, total 120.- pro Person, kommen wir in den Genuss einer englischsprachigen, mangels andern Teilnehmern praktisch gleichbedeutend mit einer privaten Fuehrung. Wir sind begeistert von diesen Grotten. Unser Fuehrer klaert uns auf, dass die 1'000 in der Bezeichnung respektive als Anzahl der kleinen Buddha-"mirrors" an Decken und Waenden nicht als absolute Zahl zu betrachten ist, sondern im Chinesischen die Meinung von "vielen" hat. Am Beeindruckendsten ist natuerlich die Tang-Grotte Nr. 96 mit dem markanten Holzvorbau und der mit 34,5 m hoechsten Buddha-Statue darin. Ein 26 m hoher Buddha schaut in Hoehle 130 auf uns herunter, waehrend der 15 m lange in Grotte158 liegt und von Edelmaennern und unzaehliger Acht Klassen Uebernatuerlicher Wesen in Trauer umstellt ist. Der Andrang von Besuchern haelt sich in Grenzen und man hat gut Zeit, dem Taschenlampen-Strahl des Guide ueber die Waende, die ausdruckstarksten Tang-Statuen und Zeichnungen in Form von Erzaehlungen zu folgen und Einzelheiten zu studieren. Ein einschlaegig Interessierter flippt hier wahrscheinlich aus vor Begeisterung.
Am spaeten Nachmittag desselben Tages fahren wir zum "klingenden Sandberg" (Mingsha Shan) - einer Treibsandflaeche von ca. 20x40 km mit bis zu 250 m hohen Duenen direkt vor den Toren Dunhuang's. Nach Entrichtung von 80.- Yuan Eintritt pro Kopf sind dem Vergnuegen auf diesem Wuesten-Rummelplatz keine Grenzen gesetzt. Wir entscheiden uns fuer einen Kamelritt und schaukeln auf einem der Wuestenschiffe zuerst auf eine seitliche Duene fuer die oestliche Aussicht.
Wir verschmaehen das ebenfalls moeglich Herumfahren mit Quads, offenen Off-Road-Vehikeln sowie das Schlitteln von den Duenen herunter, und lassen uns anhschliesssend zur westlichen Seite reiten zum bekannten, von einer kleinen Quelle gespiesenen Mondsichel-See (Yueyaquan).

Die Sicht ist leicht dunstig oder besser gesagt staubig. Trotzdem steigen wir in der beginnenenden Daemmerung ueber eine der Holztreppen auf eine der hohen Duenen hinauf. Ausgeruestet haben wir uns mit kalten Mineralwasser, damit wir nach dem atemraubenden Aufstieg uns erfrischen und die Zeit bis zum Mondaufgang ueberbruecken koennen. Wir haben das Glueck, dass gestern oder heute Vollmond ist und wir den Mond sich im kleinen See spiegeln sehen koennten - aber das Pech, dass der Himmel sich je spaeter der Abend, desto mehr mit Wolken fuellt. Schliesslich kapitulieren wir bei einbrechender Nacht und kehren in die Stadt zurueck zum Znacht in einem kleinen Chinesen-Restaurant fuer bescheidene 46.- Yuan.
Um 7.00h wollten wir heute Dienstag, 3.8., zu einer kleinen Rundfahrt starten - aber keine Spur von unserem Guide. Also fahren wir um 7.15h alleine los, schliesslich hat uns unterwegs noch nie jemand offiziell kontrolliert. Wir geniessen den Ausflug mal wieder alleine zu zweit ungemein. Mit Hilfe der Ortskarte mit chinesischen Schriftzeichen und Namen kann auch ich, und erst noch gezielter, nach dem Weg fragen. Wir merken bald, dass die Angaben aus frueheren Reiseberichten resp. in unsern Reisefuehrern nicht mehr stimmen. Die Fahrt zum Yumenguan gehoert zum jetzt obligaten Besichtigungs-Programm und eine neue geteerte Strasse dahin wurde gebaut. Es herrscht schon flirrende Hitze als wir den Jadetorpass, eine Burg mit ehemals 10 m hohen Mauern und einem quadratischen Grundriss von 633m2 erreichen. Sein Name stammt aus dem Altertum, als durch dieses eigentliche Tor viel Jade aus dem unbekannten Westen importiert wurde.
Etwa 15 km in oestlicher Richtung davon entfernt besichtigen wir nach einer Fahrt durch herrliche Wueste und zum Vergnuegen von Fredy ueber Piste den einstigen Ort Dafangpan, der in der Han-Zeit (220 v.-206 n.Chr.) ein grosser Getreidespeicher zur Versorgung der Grenzsoldaten und Gesandten war.

Nicht verpassen wollen wir natuerlich weiter westlich ueber Gravelroad zu erreichen die Ueberreste der Grossen Mauer. Hier aber im Gegensatz zum Osten praesentiert sich die Chinesische Mauer als Bauwerk aus Ton und Schilf, stark gezeichnet und auf geringe Hoehe reduziert vom Zahn der Zeit respektive der Erosion.
Immer wieder begegnet man an der antiken Seidenstrasse entlang in wenigen Kilometern Abstand auch den Signaltuermen aus Lehm. Auf diesen Tuermen standen Gerueste mit Brennmaterial-Vorraeten. Im Falle von Gefahr wurde nachts mit Holz Feuer entzuendet, tagsueber mit angefeuchtetem Heu die Signale ueber Rauch weitergegeben.
Zum Mittagessen stellen wir unser Auto "in den Wind" und hocken halbnackt im Wagen (in dem es drinnen auch mit Hilfe der kleinen Ventilatoren nur wenig "kuehler" wird als die 41o C draussen). Immer mal wieder duschen wir geniessen dank der Wasserverdunstung auf der Hautoberflaeche herrliche kuehle Augenblicke. Wir muessen die 95 km Rueckfahrt leider auf derselben Route antreten wie die Hinfahrt, denn von der ehemaligen alten Rundfahrt ueber Naturstrasse finden wir die Abzweigungen nicht mehr.
Kurz vor Dunhuang steht eine kleine Festung, diesmal nicht wie die anderen vom Militaer genutzt. Es handelt sich um die ehemalige Filmstadt. Natuerlich wirkt sie etwas vergammelt (wie in Beschreibungen abwertend erwaehnt wird). Fuer Filme, die von dieser Gegend handeln, koennte man ja keine Hollywood-perfekte Kulissen verwenden! Ein anderes "Fort" ist das im Palaststil errichtete Luxushotel Dunhuang Shanzhuang - Silk Road Dunhang Hotel, 4 km vor der Stadt nahe den Sandduenen gebaut. Ausser einigen wenigen Angestellten ist jedoch das ganze Hotel leer. Neugierig besichtigen wir es und bleiben als Europaeer natuerlich unbehelligt. so dass wir bis zum allerdings geschlossenen Landscape Cafe im 3. Stock hinaufsteigen und vom Dach aus die Sicht auf die Sandduenen geniessen koennen.

Wir haben unsere Loge in Dunhuang wieder an bester Adresse, beim Dunhuang Hotel praktisch in der Stadtmitte mit einmaliger Infrastruktur. Wir stehen im Hinterhof, unweit der Personalquartiere, wo wir vom Schatten eines grossen Baumes profitieren koennen, und da das Solarpanel deshalb zuwenig Strom vermittelt, haengen wir mittlerweile, grosszuegig toleriert von den Angestellten, am Hotelstrom. Fuer das Personals sind wir eine willkommene echte Abwechslung und ein Grossteil der Angestellten ist inzwischen zu unserem Wundervehikel gepilgert und hat es besichtigt. Dafuer steht das Vehikel waehrend unserer Abwesenheit ebenfalls immer unter ihrer Kontrolle. Auch unsere Taetigkeiten sind immer von grossem Interesse fuer sie, ungeachtet, ob ich Fredy zur allgemeinen Erheiterung den laengst faelligen Haarschnitt verpasse oder ob er am Auto Unterhaltsarbeiten macht. Die Aufhaengung vorne links ist dran, deren Gummipuffer ist nunmehr auch hin ist, die obligate Schraubenkontrolle - und die Eruierung, ob unser fast wichtigstes Instrument am Fahrzeug, die Hupe, schon wieder kaputt ist oder nur Wackelkontakt hat. Die schmutzigen Haende von den mechanischen Arbeiten reinigt Fredy, indem er sich der Schmutzwaesche annimmt. Das Personal von der Waescherei hat Mitleid mit ihm. Allerdings haben die Frauen eine etwas lange Leitung - ein Grossteil hat er durchgewalkt, bis sie ihm (womit er gerechnet hat), offerieren, die Kleidungsstuecke doch in ihren Maschinen zu waschen. Die Umladung in den Hoteltumbler ist dann schon fast ein Automatismus!
Ich sitze einmal mehr am vielbestaunten Computer. Ich habe hier Glueck im Unglueck - meine Computer-Maus gibt wegen Kabelbruch ihren Geist auf. Kaum zu glauben, dass Hotel Business Center hilft mit Rat und Tat. Innert 20 Min. steht ein Bote von einem Computer-Laden, von dessen Existenz wir gar nichts wussten, vor dem Camper mit 4 verschiedenen Modellen zur Auswahl, wovon eines davon wirklich mit dem noetigen USB-Anschluss!
Petrus hat ein Einsehen: An unserem Arbeitstag am Mittwoch bleibt der Himmel den ganzen Tag bedeckt. Wir kommen sogar in Genuss eines fast ganztaegigen Windes, so dass die Temperatur nicht ueber 35o C steigt (und waehrend der ganzen folgenden Nacht regnet es sogar im Widerspruch zu allen Klimatabellen).
Am Abend leisten wir uns ein Nachtessen im bekannten John's Café. Dank Menuekarte auf Englisch wissen wir sogar im voraus, auf was fuer Speisen wir uns freuen koennen. Die "fried noodles with vegetables" zu 7.- Yuan entpuppen sich unerwarteterweise nicht als Beilagen sondern als noch zwei vollwertige Menues und uebersteigen damit unser Fassungsvermoegen. Aber wie hier ueblich und typisch chinesisch erhalten wir sie nach Bezahlung der Rechnung als take-away sauber im Plastiksaeckchen verpackt in die Hand gedrueckt. Kostenmaessig ist diese Schlemmerei inkl. zweier Capuccinos fuer total 81.- Yuan kein Vergleich zu unserem ersten naechtlichen Ausgang vor zwei Tagen, als wir in einem kleinen blitzsauberen Restaurant mit haengenden Sitzen entweder fuer diesen Gag oder als Touristen stolze 80.- Yuan fuer nur einen Yoghurtdrink und einen Kaffee bezahlen mussten!

 

Dem Vergnuegen in Dunhuang folgt der langwierige Weg zurueck in westlichere Gefilde. Das gibt uns Gelegenheit, den chinesischen Strassenbau in all seinen Stadien gruendlich kennen zu lernen. Hunderte von Strassenkilometern in der Provinz Xinjiang befinden sich im Um- oder Ausbau. Das grundsaetzliche System, wonach gearbeitet wird, ist uns nach wie vor schleierhaft. Da wird kilometerweise mit Heerscharen von Wanderarbeitern - nicht selten auch Frauen - emsig gehackt und geschaufelt, mal stoesst man auf relativ moderne Bagger und Raupenfahrzeuge, dann wieder stapeln irgendwo unterwegs zwei Mann mutterseelenallein Randsteine, die man wahrscheinlich erst in ein paar Monaten brauchen wird; kilometerlange Strecken passiert gar nichts und ploetzlich wird ein ganz kleines Teilstueck in manueller Arbeit gesplittet und geteert. Ein paar Kilometer weiter schlafen einige Arbeiter im Schatten von Kieshaufen oder unter abgestellten Vehikeln waehrend eine Etappe spaeter drei Fleissige unentwegt aber planlos Material umschaufeln. Jedes vorbeifahrende Fahrzeug huellt die Arbeiter in Staubwolken ein, was sie stoisch ertragen. In ihren armseligen schmutzigen Unterkuenften in Roadside Camps und Feldlagern moechte ganz sicher keiner von uns leben.
Wir verlassen am Freitag, 6. August, das lebhafte Dunhuang in suedlicher Richtung und durchfahren eine Duenenlandschaft wie ein gemaltes Oelbild - gefleckt und akzuentiert durch die erst teilweise getrockneten Kuppen nach dem Regen der vergangenen Nacht. Hongliuwan feiert sein 50-jaehriges Bestehen - der moderne Ort ist beflaggt, mit Blumen herausgeputzt und voller festlich gekleideter Leute, in der Hauptsache Uyguren und Kasaken, die den vielen modernen Wandgemaelden nach flanieren.
Stetig steigt anschliessend die Strasse an, waehrend wir durch eine Schlucht in den Altun Shan hineinfahren. 3'670 m hoch ist der Dankglin Shankon Pass. Mit der Mittagsrast da oben wird es nichts, denn von da an wird an der Strasse gebaut. Mal werden wir auf die ruppige, schlechte Parallelstrasse, dann wieder im Gluecksfall auf bereits halbwegs fertiggestellte, aber fuer den Verkehr zur Zeit freigegebene Teilstuecke verwiesen. Am Suhai Hu See koennen wir vom Trassee weg und etwa 3 km ans Ufer runter fahren. Mit Baden ist es allerdings nichts in Xilianghzi, weniger wegen der Meereshoehe von immer noch ueber 3000 m, sondern vielmehr weil der See am Ufer entlang wegen verfaulendem Seegrass stinkt und von zig Fliegen bevoelkert ist.
Die Strecke nach Lenghu soll gemaess Berichten von frueheren Travellern schrecklich sein - wir erleben das nur noch auf den Ausweichstuecken neben dem Strassen-Neubau. Da versenken wir in einem Feuchtstueck, wo wir neben allen ausggefahrenen Bahnen eine eigene Spur suchen, noch fast den Camper. Mit dem letzten Zwick und unter Anwendung aller Schikanen wie 4x4, Reduktion und Sperr-Differential kommen wir wieder auf festes Gelaende. Rechterhand begleiten uns die Auslaeufer des Altun Shan mit stark gefurchten Bergen. Der hoechste Gipfel Altun Shan mit 5'798 zeigt immer mal wieder seine Schneekappe dazwischen. Rechterhand sind die Huegel dunkel, fast schwarz, und der angewehte beige Sand und Staub davor bildet einen interessanten Kontrast.
Wir uebernachten beim Lenghu Hotel. Wegen der Verlegung der Strasse ist der urspruengliche Ort verlassen und eine Geisterstadt, der heutige bewohnte allerdings nicht viel besser.
Die Wueste der Qaidam Pendi auf immer etwa 2'700 m hier nach Lenghu ist eine lehmige Einoede bar jeden Halmes auf eine Distanz von ueber 200 km, die den Spuren nach zu schliessen zeitweise unter Wasser steht. Einzige Abwechslungs sind Strecken weisslich mit Salz ueberkrustet und ausgewaschene Flusslaeufe, die mit den bizarren Schichtresten aufzeigen, wieviel hoeher die Oberflaeche hier einst war. Gegen Mittag erreichen wir eine sanftere Gegend mit glatterer Oberflaeche, auf der die Kristalle in der vollen Sonne nur so funkeln. Die Teilstuecke, die hier neben dem Trassee gefahren werden muessen, sind eine besondere Heimsuchung - wir koennen sie wegen der vielen Wellen gerade noch mit 15 km Geschwindigkeit absolvieren.
Die ganze Gegend ist unbewohnt, ein Dorf waere ein Dorf - wenn auch auf der Karte Ortschaften eingezeichnet sind. So koennen wir Akbar auch nicht fuer das Mittagsessen ausladen, sondern muessen ihn mitverpflegen, da er entgegen unserem Ratschlag resp. Anweisung nichts eingekauft und mitgenommen hat ausser ein paar gedoerrten Fruechten.
Bei Youdunzi muenden wir in die groessere Route 315 ein, ohne dass sich am Strassenzustand viel aendern wuerde. Dafuer erleben wir jetzt mit den an den Huegeln aufgestauten Sandduenen herrliche Landschaftsbilder. Aber ihre volle Wirkung ist mit dem beschraenkten Winkel des Fotoobjektivs nicht einzufangen. Auf Hoehe des Gas Hure Hu (Hu=See) wird Oel gefoerdert - die vielen nickenden "Stoerche" bieten ein seltsamen Anblick, vor allem wenn sie auf den Duenen stehen. Und dann fahren wir am in Huatuguo ein - von weitem ein ansehnlicher Ort, von Nahen ein "Dreckkaff". Und ein entsprechendes "Loch" ist auch das Hotel, bei dem uns unser Guide stoppen laesst, angeblich das einzige hier. Wir durchfahren die Siedlung erst mal und siehe da, obwohl er genaue Ortskenntnisse zu haben vorgibt, finden wir ein Neubau-Hotel, wo wir fuer 10.- Yuan im sauberen Hof und er fuer 25.- Yuan im Mehrbett-Zimmer uebernachten koennen. Wir haben fuer die Tagesstrecke von 303 km 5 3/4 Std. Fahrzeit gebraucht, was einen Schnitt von nur 55 km/h ergibt, und dies auch nur, weil die Gravelroad auf den letzten 50 km besser war und mit fast 80 km ueber Waschbrett gesaust werden konnte. Fredy muss mal wieder ran. Das neu in Dunhuang gekaufte Horn hat die rauhe Strecke nicht ueberlebt und er muss das alte, kaum mehr aber immerhin wenigsten noch hoerbare wieder einbauen.
Sonntag, 8. August: Wir fahren bei nur 12 o C und leichtem Regen aus Huatuguo. Etwa 65 km ausserhalb des Ortes sind es dann nicht Regenschauer, die die vorausliegende Gegend so grauweiss erscheinen lassen, sondern die Staubwolken vom offenen Asbest-Abbau von Mangnai Zhen. Waehrend die Chinesen schon beim Wischen in der Stadt Atemmasken und beim Autofahren Handschuhe tragen, laufen die Arbeiter hier ohne jegliche Schutzkleidung herum!
Hier ist dann das Glueck der Teerstrasse von der Stadt her zu Ende. Wir passieren einen Salzsee, der - wie Akbar erfreut bemerkt - sich bereits wieder auf Boden der Provinz Xinjiang befindet, wo das Mobile des Heimwehkranken wieder funktionierte wuerde, haette er nicht vergessen, die prepaid-Karte aufzuladen.. Die Schneegipfel des Qimantag Shan, zwischen 5'500 und 6'200 m hoch, sind wolkenverhangen. Die Schotterstrasse, immer auf etwa 3'000-3'100 m Meereshoehe, ist tiptop, was Geschwindigkeiten von 80-100 km/h erlaubt. Nur bei den Durchlaessen fuer Wasserlaeufe der riesigen, hier mit Salzgraesern und niedrigen Bueschen bestandenen Ebene, bremst man vorteilhafterweise ab, will man nicht sein Auto in einer dieser Senken zusammenstauchen. Laengere Zeit fahren wir zwischen Sandsteinhuegeln hindurch. Die ganze Gegend scheint dunstig, eher aber handelt es sich um Staub in der Luft. Schliesslich klettern wir auf Naturstrasse in unzaehligen Kehren aufwaerts, erreichen einen namenlosen Pass von 3'887 m Hoehe (20 o C), um gleich danach wieder an Hoehe zu verlieren. Die Strasse ist zum Teil abgerutscht und wurde mit Kaefigen voll Steinen wieder aufgeschichtet und spektakulaer repariert.

Bei Erreichen des Talbodens ist kein Weg mehr sichtbar, laengst wurde er weggewaschen. Man hat kapituliert und faehrt - mal ueber Schroppen, mal ueber Sand - im Flusslauf. Jetzt ist er zum Glueck praktisch ausgetrocknet. Bei Schneeschmelze oder Regen ist die Strecke einfach solange befahrbar, als der Wasserstand ein Passieren erlaubt. An den Haengen sind graue Bergziegen mit auffaelligen schwarzen Schwaenzen wie suedafrikanische Springboks zu entdecken, die muehelos ueber Fels und Stein an der steil scheinenden Bergwand aufwaerts huepfen. Gegen 13.ooh machen wir kurz Mittagshalt, wischen in der Zeit mindestens 3x den Esstisch ab und trotzdem knirscht die frischgeschnittene Melone zwischen den Zaehnen.
Kaum aus den schuetzenden Bergen heraus, ist die Gegend noch sandiger und staubiger. Schon den ganzen Tag ist der Himmel bedeckt, die Temperaturen waren entsprechend ertraeglich. Nun aber zurueck im Tarim Becken und somit in die Takla Makan Wueste, steigen sie parallel zum Hoehenverlust runter auf 890m stetig bis auf 38o C. Ein kraeftiger, warmer Wind schiebt uns erst von hinten, bringt dann von rechts Sand ueber die Strasse und somit auch ins Auto. Die Schotterpiste ist von wechselhafter Qualitaet, mal Wellblech, oefters Loecher und Schwellen, dann wieder weiche sandige Stellen.
Alle Bauten im Zentrum und die vielen Wohnblocks in Ruoqiang (auch Qarkilik genannt) scheinen neueren Datums zu sein. Aber kaum sind sie fertig, beginnt schon der Zahn der Zeit an ihnen zu nagen. Innert kuerzester Zeit fangen die Metallteile an durchzurosten, Kacheln oder Frontplatten fallen ab. Die auch hier mit farbenen Platten belegten Gehsteige brechen an diversen Stellen ein - und niemand scheint zustaendig fuer Unterhalt oder Reparaturen. Wir geniessen den lauen Abend - erstaunlich hatten wir hier in China nie eine Muecken- oder Fliegenplage - und koennen deshalb bei offenen Fensternund Tueren bei einem leichten Windzug unsere Birnen- und Pflaumenwaehe geniessen.
Vor der Weiterfahrt erst mal wieder eine kleine Reparatur und Extra-Auslagen dafuer: 5.- fuer das Schweissen der gebrochenen Auspuff-Aufhaengung! Die erste Etappe des Tages nach Ruoqiang fuehrt durch trockene sumpfartige Gegend. In Waxxari halten wir nur, um uns mit einer suessen Melone einzudecken - ein 6 kg-Monster fuer 5.- Yuan. Langsam geht dann die Wueste in Sand ueber, aber noch immer begleiten uns Wasserstellen. Bei einem mit klarem Wasser gefuellten Graben benutzen wir diese fuer vermutlich lange Zeit letzte Gelegenheit fuer ein erfrischendes Bad.
Die Strasse ist katastrophal - Schotter mit den ungeliebten Wellen, die uns immer mal wieder fliegen lassen. Dann endlich nach Yakatograk herrliche neue Strasse, die uns in eine Duenenlandschaft bringt. Links und rechts der Strasse liegen die Strohballen, deren Stengel von Hand in den Sand eingesetzt werden, um mit den so gebildeten Gittern Windschutz zu erreichen und Verwehungen zu stoppen. Und dann die grosse Enttaeuschung: diese Strasse endet im Nichts. Wir duerfen an der Endstelle, wo erst planiert und Vlies ausgebreitet ist, um das Strassenbett aufzunehmen einen ebenfalls falsch gefahrenen Chinesen mit seinem VW Santana herausziehen und anschliessend 20 km zurueckfahren, um bei einem Strassencamp auf die alte Route zu drehen. Durch mal Kies-, mal Sand-Wueste, aber immer wieder faszinierend, selbst im seit dem Mittag herrschenden Staub, der die ganze riesige Ebene einhuellt. Das sind Weiten und Dimensionen ohne eine einzige Menschenseele - man faehrt einfach mal so 70-100km gerade aus über ein Kiesplateau. Einzige Abwechslung sind Bodenwellen und Wellblech, ueber die ein begeisterter Fahrer unsern Iveco dirigiert.
Ich chauffiere erst am Nachmittag, und zwar das letzte Stueck nach Hadilik. Ich habe Glueck, erwische eine weiche Strecke, auf der die Wellen weich mit Sand aufgefuellt und nicht so gefaehrlich sind, und zu guter Letzt etwa 30 km beste Teerstrasse, die erste des Tages. Wir landen im erstaunlich grossen Qiemo (oder Cherchen) beim Qiemo County Muztag Hotel und haben beschliessen, morgen den im Programm vorgesehenen Ruhetag einzuziehen. Schliesslich sind wir heute 6¼ Std. lang gefahren, um die 400 km zurueckzulegen und erst um 17.3oh bei noch 31o C angekommen.
Auf Akbar's Vorschlag besuchen wir das oertliche Museum, das leicht ausserhalb im uygurischen Wohnviertel gelegen ist. Das 1921 von einem wohlhabenden Kaufmann erbaute Gebaeude ist an sich schon sehenswert. Die Decken und Tueren aus Holz wurden mit reichen Schnitzereien verziert. Die Waende weisen eingebaute Nischen im orientalischen Stil als Ablageflaechen auf. Praktisch alle Raeume haben zwei Ebenen: Die tiefere zum Eintreten, auf der man die Schuhe auszieht, und eine etwa 40 cm hoehere, die mit schoeneren Teppichen belegt als Wohn-, d.h. Sitz- oder Schlaf-Flaeche dient. Es ist angenehm kuehl auch im Innenhof und in allen Raeumen koennen Fenster zur Durchlueftung geoeffnet werden. Der Ausstellungsstuecke sind nur wenige, dafuer wirklich alte und aussagekraeftige (und erst noch mit englischen Beschriftungen versehen).
Ein Angestellter begleitet uns vor die Stadt hinaus, ueber eine "trimmelhurige", gerade im Um- oder Neubau sich befindende Strasse, zum alten Friedhof von Zaghunluq. Erst 1996 wurde zufaellig beim Salzabbau die fast 3500 Jahre alte Begraebnisstaette gefunden. Unter Glasschutz sieht man die Original-Grabkammer nach buddhistischem Glauben. Es ist eine der schoensten Anlagen dieser Art, die wir bis anhin besichtigt haben. Die Mumien sind erstaunlich gut erhalten, auf dem Ruecken mit angezogenen in den Knien angewinkelten Beinen in Reih und Glied liegend, Alt und Jung, Erwachsene und Kinder. Nur eine Mumie faellt aus der Reihe - es muss sich um einen groesser gewachsenen Fremdling handeln, denn man schon tot aufgefunden und nachtraeglich in die Grabkammer beigesetzt hat. An zwei in Schaukaesten gezeigten Mumien, einem Hirten und einer Frau, kann man noch alle Details der Kleidung von Kopfbedeckung bis zu den Stiefeln erkennen.
Eine Zusatzfahrt in die Wueste, die Fredy etwas Sahara-Gefuehl verleiht und 20.- Yuan extra kostet, fuehrt uns zu einer ehemaligen Siedlung aus der selben Zeit wie der Friedhof. Das Gelaende ist nicht eingefriedet und Tonscherben liegen da nur so rum und verlocken zum angeblich verbotenen Aufsammeln.
Wir entscheiden uns 63 km ausserhalb von Qiemo fuer die laengere Route noerdlich Richtung Tazhong. Der erste Teil ist wie aus dem Bilderbuch - links und rechts von uns so weot wor sehen koennen, riesige Sandduenen entlang einer neuen schwarzen Teerstrasse. Vor Verwehungen geschuetzt wird sie mit den hier ueblichen, in manueller Arbeit erstellten und im Sand eingegrabenen Schilfmatten, die endlose Gittermuster bilden. Ueber 120 km lang kommen wir flott vorwaerts bis zum anschliessenden aelteren Strassenabschnitt, der wegen eines parallel geplanten Neubaus nicht mehr unterhalten wird und voller fast ueber die ganze Strasse wandernder Sandduenen zwar malerisch aber muehsam zu befahren ist. Von der Hitze (fast 40o C)wollen wir lieber nicht reden!

Vor Tazhong muenden wir in den eigentlichen Cross Desert Highway ein. Diese Fahrt nun wieder suedwaerts ist recht monoton. Abwechslung kommt nur am Nachmittag auf und ist erst noch unerwuenscht. Im Feuchtgebiet etwa 35 km vor Minfeng gewaertigen wir einmal mehr die unangenehm wellige Strasse, die man hoechstens mit etwa 40 km und dennoch oft unbeabsichtigt mit "fliegenden Fahnen" bewaeltigt. Hier stossen auch die von uns gewaehlte Strecke (insgesamt 471 km) und die direkte Route von total 378 km) wieder zusammen und wir wissen immer noch nicht, ob sich unsere Mehrkilometer "gelohnt" haben. Immerhin war es schoen, mal wieder groesstenteils so flott durch die Hitze zu brausen.
Minfeng (Niya) ist nur ein eigentlich unattraktiver Zwischenhalt ohne Sehenswuerdigkeiten in der nunmehr altbekannten Strukturierung von Uygur und Chinese Ortsteilen. Was in Huelle und Fuelle vorhanden ist, ist feinster Staub. Selbst an unserem Standplatz im Bao Rui Hotel koennen wir uns diesmal kaum davor erwehren - innert Minuten nach dem Abwischen ist der Tisch und jede Ablageflaeche wieder gelblich uebersaet.
Auch heute Donnerstag, 12.8. fahren wir durch die Randzone der Takla Makan. In Yutian (Keriya) hat man anscheinen kurzen Prozess gemacht. Mitten durch die Stadt fuehrt eine unerwartet breite, mit modernster Beleuchtung (vielleicht funktioniert sie auch) versehene Strasse. Man sieht links und rechts davon, dass die bestehenden Lehmhaeuser der ueberwiegend muslimischen Bevoelkerung kurzerhand abgerissen und durch 3-4 stoeckige, moderne Blocks ersetzt wurden. Ausserhalb des Zentrums ist man noch wacker daran, die alten Viertel zu bodigen. Ab da ist dann auch einmal mehr Strassenbau unser staendiger Begleiter und, sofern das ueberhaupt moeglich ist, noch mehr Staub vom halbwegs praeparierten Strassenbett. Die Verbindung fuehrt weiter durch gruenes Feuchtgebiet mit staubigen Feldern und Baeumen beidseits der Strasse. Wir fuehlen uns ins Mittelalter zurueckversetzt. Esel- oder vereinzelt Ochsen-Karren gelenkt von Maennern mit den muslimischen weissen Kaeppchen oder den viereckigen Uyguren-Muetzen begleitet von verschleierten Frauen - oefters aber auch von Kasaken mit ihren hohen Fellmuetzen, Stiefeln und langen Maenteln (die geben jetzt am waermsten) und ihren Frauen mit weissen Kopftuechern und kleinen Kappen auf dem Hinterkopf - unterwegs zu Lehmbauten wie anno dazumal. Beim Gewerbe am Strassenrand scheint das grosse Ruhebett im Schatten unter Baeumen wieder der wichtigste Einrichtungs-Gegenstand zu sein. Um 16.00h erreichen wir ueber den Yurungkax He Fluss, der der Stadt Honon die Jade, fuer die sie beruehmt ist, praktisch vor die Haustuere schwemmt. Wir lassen uns beim Hotan Hotel nieder. Schatten ist eine rare Sache - wir muessen mit dem Heck gegen die Sonne unter einen einzigen einsamen Baum parken.
Wir haben hier in Hotan (wenn ihr mich fragt, die Bezeichnung "Hotair" waere zutreffender - ueber 38o C am Nachmittag und kein Windchen) viel Zeit zum Verbringen. Wie wir erfahren haben, ist die fuer uns wichtige Verbindungsstrasse Richtung Mazar vom 13. - ca. 19./20. August wegen Reparaturen geschlossenen. Also schlafen wir aus, hantieren am Auto - der linke Lufttanktraeger ist nun gerissen und muss geschweisst werden. Wie schon vor einigen Tagen bemerkt, haben wir verschiedene Risse an der Motor-Stirnwand - die bekannte Schwachstelle der Ivecos mit festem Aufbau. Aber nach Besichtigung der hiesigen Reparaturwerkstaetten verzichtet Fredy, diese hier schon schweissen zu lassen.
Am Samstag besichtigen wir in der Stadt erst die Freitagsmoschee und das alte Viertel darum herum. Danach folgen wir der Empfehlung Akbar's und fahren per Taxi nordoestlich aus der Stadt ueber den Yurungkax He hinaus zum muslimischen Grabmal eines Cousins von Muhammed Alis, der angeblich von Buddhisten ermordet wurde. Die Kilometerangabe unseres Fuehrers sind immer Gluecksache und entspricht einmal mehr nicht der Wirklichkeit. Wir fahren ueber 25 km durch pappelngesaeumte Strassen durch kleine Doerfer, bis wir in der Wueste halten, zu Fuss einen Kilometer durch den Sand zu diesem bekannten Wallfahrtsort der lokalen Moslems marschieren. Obwohl ihnen das Grabmal wichtig zu sein scheint, liegt ueberall Abfall herum und die Gebetshalle wie die Gebaeude der Aufseher sind schmudelig. Das Grabmal selbst erscheint mit den ueberall am Zaun darum herum und am Lehmhuegel selbst befestigten, bunt im Wind flatternden Stoff-Fetzen eher buddhistisch gepraegt. Zweites Ziel ist der 700 jaehrige King of Walnut Trees, fuer den es angeblich 10 Mann zum Umspannen des Stammes braucht. Er hat dann einen relativ bescheidenen Umfang - 5 Mann wuerden genuegen - und an einer Seite sind seine Aeste abgebrochen und duerr. Dafuer ist er nicht nur 6 km sondern stolze 17 km ausserhalb der entgegengesetzten Stadtseite. Insgesamt sind wir fast 4 Std. mit dem Taxi unterwegs und blaettern am Schluss 120.- Yuan dafuer hin.

Wie in biblischen Zeiten rollt Esel-Fuhrwerk um Fuhrwerk ein, voll mit Kaufwilligen oder mit Waren oder Vieh zum Verkauf. Der Sonntagsmarkt von Hotan in den Strassen und staubigen Seitengassen erreicht erst zwischen 12.00-14.00h seinen Hoehepunkt - sei es in Bezug auf Angebot, Menschengewimmel, Laerm - das Megaphon hat in der Werbung Einzug gehalten und jeder muss nun damit nachziehen, was den allgemeinen Pegel noch mehr steigert - und Gerueche. Nicht nur wir schwitzen in der bruetenden Hitze und das Gemuese und vor allem Kraut bei den Verkaufsstaenden welkt schon bedenklich.
Jeder solcher Basar ist nach Verkaufsgut strukturiert. Wir lassen uns zeitweilig einfach von der Menschenmenge mitschwemmen. Uns interessiert vor allem der Tiermarkt, aber wir stossen innerhalb bequem zu Fuss erreichbaren Abteilungen nur auf den Schaf- und Ziegenhandel und in einer Seitengasse auf den Verkauf von Huehner, Tauben, Kaninchen und jungen Katzen. Unbedingt sehen will ich nur den beruehmten Jade-Markt, aber dieser ist kleiner als erwartet und das Angebot besteht hauptsaechlich in schoenen polierten, zum Mitfuehren fuer uns aber zu grossen Steinen. Aber ich entdecke schon noch zwei drei kleine Anhaenger als Souvenirs, deren Preis ich unter grosser Anteilnahme der Umstehenden mindestens auf die Haelfte der ersten Forderung herabmarkten kann.

Die vielen brutzelnden Garkuechen auf dem Markt und in den Strassen haben keine grosse Anziehungskraft fuer uns. Ich meinerseits kann den Geruch der typischen Gewuerze und vor allem des heissen Hammelfetts bei diesem Wetter kaum mehr ausstehen, geschweige denn damit gefuellte Brottaschen essen. Obst wird in Huelle und Fuelle und bester Qualitaet zu fuer uns spottbilligen Preisen angeboten (Melonen, Trauben 2.- und Pfirsiche 2/3.- Y. per kg).
Abends aber essen wir meist auswaerts. Bei der Hitze dann noch mit Kochen den Camper aufzuheizen, waere des Guten zuviel. Die schlechtesten Erfahrungen machen wir in den Restaurants der grossen Hotels, wo die Preise meist ueberrissen und die Gerichte oft westlich angepasst sind. Die groesseren chinesischen Restaurants, die man aber oft in den Strassen suchen muss, sind relativ sauber, das Essen sehr schmackhaft und preiswert - umgerechnet je nach Wahl zwischen 5.-/10.- $ samt Getraenken zu zweit.
Den Montag verbringen wir mit Schreiben, Waschen und Einkaufen in dieser letzten grossen Stadt (ca. 120'000 Einwohner) und schwitzen dabei nicht schlecht.

Heute Dienstag, 17.8., fahren wir weiter nach Yecheng (Kargilik), dem voraussichtlich letzten heissen Etappenort am Rande der Gobi-Wueste, um in den Startloechern zu sein, wenn hoffentlich nach zwei weiteren Tagen die fuer uns einzige Verbindung via Mazar nach Tibet geoeffnet wird. Es wird 10.30h, bis wir noch Gemuese und Fruechte vom Markt besorgt sowie getankt haben und westwaerts aus der Stadt fahren. Waehrend der ganzen Fahrt blaest ein starker Wind. Auf dem tadellosen Teerstueck bis nach Moyu merkt man das kaum, und wir haben schon Illusionen, es gehe so weiter. Aber weit gefehlt, erst schlechte Teerstrasse, dann steinhartes Wellblech auf dem Parallelstueck neben der im Bau stehenden Hauptverbindung mit Geschwindigkeiten von nur noch 30 km/h. Der Himmel wirkt fast duester vor Staub. Man faehrt deswegen oft wie in einem leichten Nebel und sieht vor einem nur fliegenden oder wandernden Sand aus der langweiligen, oeden Ebene um uns. Wir verzichten auf einen Mittagshalt und fahren in einem Stueck durch, so dass wir Yecheng nach 14.30h erreichen.
Wir stehen wir nun in einem ueberraschend sauberen, fast freundlichen Staedtchen beim Ye Cheng Electricity Hotel - gut getarnt zwischen Compound Mauer und Hotelwand und von der Hitze geschuetzt durch grosse Baeume. Ausschlafen ohne Schwitzen bei gemaessigten Temperaturen bis 9.30h - welch ein Luxus fuer mich. Es lohnt sich also immer, freundlich mit den Angestellten zu sein, und ihnen erst ihre Neugierde befriedigen und den Camper zu zeiten, denn inzwischen haengen wir auch hier am Hotelstrom, da der vorwiegend bedeckt ist Himmel bedeckt ist (28o C am Schatten). Der Kuehlschrank liess uns immer oefter im Stich. Es ist aber zum Glueck nicht wie gefuerchtet die Elektronik oder ein ausgestiegener Kompressor. Ein Ausbau zeigt sofort, dass die Stromanschluesse oxidiert und deshalb unzuverlaessig waren. Nun koennen wir wieder herrlich kuehles Wasser "produzieren" und schaetzen es umso mehr. Akbar verabschiedet sich mit unserem Einverstaendnis - er will nachhause nach Kashgar. Wir organisieren uns selbst, lassen Hotelname auf chinesisch aufschreiben, falls wir einen Taxifahrer fuer den Rueckweg benoetigen. Dann durchstreichen wir mal einen Teil der Stadt - wiederum voller Diskrepanzen zwischen staubigen Uygur-Gassen und entlang der Hauptstrassen hochgezogenen Neubauten fuer Geschaefte und Gewerbe. Der Markt ist fast unheimlich sauber wie schon lange nicht mehr. Fredy ersteht sich ein kurzaermeliges Hemd - er probiert an, ich uebernehme das Feilschen. Von anfaenglich 250.- Y. vom Verkaeufer rasch auf 160.- herabgeschraubt, bezahlen wir schliesslich deren 80.-. Internet Cafes gibt es hier auch, aber keiner der Betreiber will uns an die Kaesten lassen. Anscheinend muss man eine Abo-Karte haben. Aber ohne Chinesisch koennen wir die Inhaber nicht beschwatzen, uns auf Rechnung eines anderen gegen Barzahlung ins Internet zu lassen.

Zum Nachtessen gehen wir jeweils nach einem laengeren Bummel in die Ess-Strasse vis-à-vis des Basars. Fredy hatte sich von Polizisten am Essen nach dem Augenschein ihr Gericht aufschreiben lassen, damit wir es auch bestellen koennten. Aufgetischt wird uns nach einer ungewoehnlichen Wartezeit eine Riesenschuessel mit - um Himmelswillen - Huehnerklauen- und Koepfen und sonst allerlei mehr Schwarten- und Knochenstuecke vom Huhn. Zudem ist das Gericht wirklich "hot", voller Pfefferschoten und riesiger Knoblauch-Zinken. Ich glaube, es ist Zeit, dass mein Goettergatte seine Brille oefters aufsetzt, um solche Ueberraschungen zu vermeiden! Proforma "nodern" wir etwas in der Platte und bestellen dann noch ein paar Shazliks, um wenigstens etwas Fleischiges zu haben.
Diesen Abend beschliessen wir zur Abwechslung im Freiluftkino zu 2.- Y. pro Kopf. Wir haben aber Pech - es laeuft irgend so ein altchinesischer oder -japanischer Schnulzen-Film, so dass wir nach der Haelfte des Schmalzes uns verabschieden.
Hier muessen wir auf die Oeffnung der Yecheng-Mazar-Strasse warten. Laut neuster Information ist sie am 19. fuer den Sued-Nord Verkehr und am 20. August fuer die entgegengesetzte Richtung, also fuer uns offen. Allerdings ist der Himmel immer oefter voller unwettermaessig dunkler Wolken - das haette uns gerade noch gefehlt. Sollte es in den Bergen zu stark regnen oder schneien, ist die Oeffnung der Strasse angeblich fraglich! Und dann ist es endlich soweit:
65 km nach Yecheng durch Steppe, diese wegen des kuerzlichen Regens mit gruenen Grasbuescheln, undt ueberraschend guter Teerstrasse haben wir 2'000m erreicht und der Anstieg nimmt stetig zu. Ab Koykar, wo wir bei km 74 eine erste Strassenkontrolle passieren, an der kompliziert unsere Autonummer festgehalten wird, fahren fast nur noch Armeetransporter mit Kohle und Treibstoff suedwaerts. Bei 90 km wird die Teerstrasse um eine Klasse schlechter und geht bald in zweispurige Erdstrasse ueber. Die erste Passhoehe mit 3'303m und 17o C erreichen wir nach 112 km. In Akmeqit passieren wir ungestoert eine offene Barriere, aber in Kudia will man dann ein erstes Mal unsere Paesse und die Reiseerlaubnis sehen. Wenig spaeter dann gibt es unfreiwilligen, zum Glueck nur kurzen Halt, denn wir sind weit vorn in der sich stauenden Kolonne. Ein Lastwagen ist in einem Bachbett stecken geblieben und muss umstaendlich von einem zweiten herausgezogen werden. Nun geht es erneut beachtlich aufwaerts.

Auf 4'250 m koennten wir das erste Mal Schneereste beruehren und ab 4'400 m beginnt es leicht zu schneien. Aus der anfaenglichen Wetter-Besserung ist nichts geworden, im Gegenteil, wir fahren durch leicht neblige Berge. Fredy freut sich am Iveco. Muehelos faehrt er im 4. Gang bei 2'500 Touren mit 61,5 km/h. Bald aber wird die Strasse wegen des Schneefalls glitschiger, und einmal rutschen wir rechts noch auf dem letzten Zentimeter Strasse am Graben vorbei. Nach 220 km erreichen wir die zweite Passhoehe - kein 5'000-er - nur 4'999 m bei 6 o C. Wir stoppen kurz, aber wir stehen zwischen noch hoeheren Bergen ohne jegliche Aussicht. Nach dem Pinkeln richte ich mich zu rasch auf und merke die Auswirkungen der Hoehe - sehr rasch wird einem "gschmuch" und Fredy wird beim Putzenn der dreckverspritzten Frontscheibe auch einige Nuancen bleicher. Richtig schlecht geht es nur unserem Fuehrer, der eigentlich uns Greenhorns beistehen sollte. Bleich wie der Tod, spricht er lallend und friert entsetzlich, so dass wir ihm einen Faserpelz ausleihen muessen, denn richtig warme Kleider oder eine Wolldecke hat er trotz unserer ausdruecklichen Bitte nicht mitgebracht.

Um 17.00h erreichen wir das 3'810 m hoch gelegene Mazar und unsere Rundreise durch die Autonome Provinz Xinjiang mit ihrer mehrheitlich uygurischen, muslimischen Bevoelkerung entlang der alten Seidenstrasse findet somit am 20.8.04 ihr Ende. Der Ort besteht nur aus einigen wenigen scheusslichen Huetten, die sich Hotels oder Restaurants nennen, einem Armee- und einem Road-Camp etwas abseits, ueberall Abfaellen und darin streunende Hunde. Nach dem Nachtessen entschliesst sich Fredy, der eine halbe Stunde rumspaziert ist, zur Vorbeugung doch eine "High-Altitude"-Pille zu schlucken. Als wir unser - wie empfohlen - leichtes Nachtessen (Omeletten und rohes Apfel-Pfirsich-Mus) intus haben und es nach 20.ooh schon zu dunkeln beginnt, kommt unser Guide wieder angewankt. Ihm ist schlecht, er hat Kopfweh und moechte von unseren Tabletten - das kann ja morgen lustig werden mit ihm!

 

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